Theorie und Praxis Systemischer Therapie

Die Systemische Therapie, ein psychotherapeutischer Ansatz, betrachtet psychische Probleme im Kontext sozialer Systeme und ihrer Wechselwirkungen. Basierend auf systemtheoretischen Prinzipien, analysiert sie komplexe Dynamiken innerhalb von Familien, Partner*innenschaften und Organisationen, sowie gesamtgesellschaftlicher Realitäten. Zentral ist die Idee der Zirkularität, in der Verhalten und Kommunikation durch Rückkopplungen entstehen. Probleme und Symptome werden deshalb nicht – wie in anderen therapeutischen Schulen – im Individuum verortet und isoliert betrachtet, sondern strukturell eingebettet. Durch gezielte Interventionen werden in den Sitzungen Beziehungsmuster sichtbar gemacht und alternative Handlungsmöglichkeiten entwickelt.

Kritisch-theoretische Ansätze betonen die gesellschaftlichen Machtstrukturen und ihre Auswirkungen auf die Situation der Klient*innen sowie auf die Therapiebeziehung – als Soziologin ist mir diese Perspektive besonders wichtig, würde ich doch andernfalls soziale Ungleichheiten schlicht verleugnen. Die Systemische Therapie strebt danach, diese Verhältnisse zu reflektieren und dennoch empowernde Lösungsansätze zu suchen, um transformative Veränderungen zu ermöglichen. 

Ihre theoretischen Ursprünge hat die Systemik in der Luhmannschen Systemtheorie, die komplexe Systeme als Gesamtheit von Elementen betrachtet, die miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Diese systemische Sichtweise legt den Fokus auf die Interaktionen und Rückkopplungen innerhalb von Systemen, anstatt isolierte Teile zu betrachten. Von Bateson über von Foerster bis zu den Arbeiten von Watzlawick, Satir und Haley haben namhafte Wissenschaftler und Therapeuten die Grundlagen für die Systemische Therapie gelegt, indem sie die Bedeutung von Kommunikation, Beziehungsmustern und Kontext in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Probleme hervorgehoben haben.